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Lexikon > Sex



Unter Sex ( für den en Begriff sexus, : Geschlecht) versteht man die praktische Ausübung von Sexualität (Kurzform: Sex) als Gesamtheit der Lebensäußerungen, Verhaltensweisen, Empfindungen und Interaktionen von Lebewesen in Bezug auf ihr Geschlecht. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet Sex sexuelle Handlungen zwischen zwei oder mehreren Sexualpartnern, insbesondere den Geschlechtsverkehr und vergleichbare Sexualpraktiken, im weiteren Sinne auch die Masturbation.

Motivation


Sex erfüllt zahlreiche Funktionen: Er befriedigt die Libido, dient in Form des Geschlechtsverkehrs der Fortpflanzung und drückt in der Regel als wichtige Form der sozialen Interaktion Gefühle der Zärtlichkeit, Zuneigung und Liebe aus. Besonders in Liebesbeziehungen kann das Sexualleben eine zentrale Rolle als Ausdruck der Verbundenheit der Partner spielen. Er ist jedoch nicht ausschließlich an Liebesbeziehungen bzw. Partnerverbundenheit gekoppelt.
Sexueller Kontakt unter Tieren wird für gewöhnlich Begattung genannt. In der Regel handelt es sich dort um rein instinktgesteuertes Verhalten, das ausschließlich der Fortpflanzung dient. Bei einer Reihe von Arten, etwa den Bonobos und Delfinen, ist der Sex ähnlich wie beim Menschen auch Teil der sozialen Interaktion. Beim Menschen ist Sex kein reines Instinktverhalten mehr, sondern unterliegt auch bewussten Entscheidungsprozessen.

Sexualpraktiken


Eine Sexualpraktik ist jede Handlung, die subjektiv der sexuellen Befriedigung dient. Dies sind nicht nur Manipulationen der Genitalien, sondern alles, was als stimulierend empfunden werden kann, wie zum Beispiel der Zungenkuss.
Da beim Menschen Sex durch die Entkopplung von der Fortpflanzung einen eigenen Sinn und Zweck innehat, entwickelte dieser eine große Vielfalt von sexuellen Praktiken, die einerseits Ausdruck seiner Kreativität und der Freude am körperlichen Miteinander sind, andererseits auch ganz praktische Hintergründe haben, etwa wenn heterosexueller Analverkehr häufig zur Empfängnisverhütung praktiziert wurde – auch wenn dies eine höchst unsichere Methode ist.

Sexuelle Praktiken ohne Verkehr


Sexuelle Praktiken, die nicht auf eine Person beschränkt sind, umfassen erotische Massagen, die Stimulation der erogenen Zonen (unter anderem der Brustwarzen und Ohrläppchen) und des gesamten Körpers, das heißt Necking und Petting. Darüber hinaus gibt es jedoch noch eine Reihe von Praktiken, die von der Gruppe der Beteiligten als sexuell stimulierend empfunden werden: Rollenspiele, Verkleidungen, Verzögerungen oder Beschleunigungen sexueller Handlungen, sexuelle Handlungen an einem bestimmten Ort, der gemeinsame Konsum erotischer oder pornografischer Materialien, aber auch stärkere Reize wie Schmerz (Sadomasochismus) oder Elektrostimulation. Fast alle Dinge oder Handlungen können sexuell aufgeladen werden.

Geschlechtsverkehr


Als „Geschlechtsverkehr“ („Beischlaf“) bezeichnet man die sexuelle Vereinigung zweier Sexualpartner, die in der Penetration oder intensiven Stimulation der Geschlechtsorgane bei sexuellen Kontakten – gleich welcher Art – besteht. Beim partnerschaftlichen Sex wird durch das zärtliche Vorspiel, den intimen Austausch von Zärtlichkeiten die beiderseitige Lust gesteigert. Eine Penetration kann dabei im Eindringen von Penis, Hand, Fingern oder Sexspielzeug in eine Körperöffnung des Gegenübers bestehen.
Unter „heterosexuellem Geschlechtsverkehr“ wird in der Regel das Einführen des Penis in die Vagina mit nachfolgendem Vor- und Zurückbewegen verstanden. Durch diese Gleitbewegung wird der Mann meist soweit stimuliert, dass er zum Orgasmus kommt und ejakuliert. Hingegen kann nur ein geringer Prozentsatz der Frauen, auch wenn sie normalerweise hierbei ebenfalls erregt werden, ausschließlich durch Vaginalverkehr allein einen Höhepunkt erreichen (Siehe hierzu: Orgasmus der Frau). Gewöhnlich ist sowohl beim Vorspiel als auch nach der Penetration eine zusätzliche – direkte oder indirekte – Stimulation der Klitoris erforderlich, die beispielsweise durch geeignete Körperbewegungen der Partner oder mit der Hand erfolgen kann. Diese Art von Sex kann in verschiedenen  – der „Missionarsstellung“, „Hündchenstellung“, „Reiterstellung“ usw. praktiziert werden.
Beim Oralverkehr findet der Geschlechtsverkehr mit Mund und Zunge statt, wobei die Kombination Mund-Penis als „Fellatio“, die Kombination Mund-Vulva als „Cunnilingus“ bezeichnet wird. Eine gleichzeitige gegenseitige orale Stimulierung wird sehr bildlich auch „Neunundsechzig“ genannt. Auch anale Stimulation kann oral erfolgen, wenn der hoch empfindliche Damm oder der äußere Schließmuskel mit Mund und Zunge berührt werden (Anilingus).
Beim Analverkehr wird der Penis in den Anus des Gegenübers eingeführt. Auch Analverkehr kann in verschiedenen Stellungen praktiziert werden; darüber hinaus wird er auch mit den Fingern oder mit dafür geeigneten Gegenständen ausgeübt.

Sonstige Praktiken


Neben diesen Praktiken kennt man auch das gegenseitige Aneinanderreiben der Geschlechtsteile (Tribadie), das Einführen der ganzen Hand oder des Unterarms in eine Körperöffnung des Gegenübers (Fisting), den Sex zwischen den Brüsten einer Frau (Mammalverkehr), den Verkehr zwischen den Schenkeln (Schenkelverkehr), den Pobacken oder in den Achselhöhlen (italienisch). Besondere Formen des Geschlechtsverkehrs sind unter anderem BDSM, der schnelle Sex (Quickie), der Sex zu dritt (Triole) oder in der Gruppe (Gruppensex, Gang Bang). Ohne körperlichen Kontakt kommen das sexuelle und obszöne Sprechen (Verbalerotik, Dirty Talking, Telefonsex, Cybersex), das Beobachten der Sexualität anderer Menschen (Voyeurismus) und das Vorzeigen der eigenen Sexualität (Exhibitionismus) aus.

Paraphilien


Zu den Paraphilien oder sexuellen Abweichungen werden unter anderem gezählt: der Fetischismus (Fixierung auf Objekte oder Handlungen, zum Beispiel Füße, Kleidungsstücke) und die Objektsexualität; sexueller Sadismus und sexueller Masochismus (falls das B-Kriterium des DSM-IV-Kataloges vorliegt); Praktiken zur Befriedigung des Besudelungstriebes (Gesichtsbesamung, Urophilie, Koprophilie usw.) und vieles weiteres mehr.1

Selbstbefriedigung


Autosexualität oder „Selbstbefriedigung“ umfasst alle sexuellen Praktiken, die eine einzelne Person an sich ausübt. Die Masturbation wird mit der Hand durchgeführt, kann im Allgemeinen aber auch unter Zuhilfenahme der verschiedensten Gegenstände stattfinden.2

Sexuelle Orientierung und Sexualpräferenz



Sexuelle Orientierung


Als „sexuelle Orientierung“ oder „Geschlechtspartner-Orientierung“ wird das hauptsächliche Interesse bezüglich des Geschlechts des gewünschten Partners bezeichnet. Es setzt sich aus einer komplexen Mischung von emotionaler und sexueller Anziehung, Erleben, tatsächlichem Sexualverhalten und persönlicher Identität zusammen, die sprachlich durch drei Begriffe ausgedrückt werden. Bei einer tendenziell eher gegengeschlechtlichen Orientierung spricht man von Heterosexualität, bei tendenziell eher gleichgeschlechtlicher Ausrichtung von Homosexualität, bei etwa gleichem Interesse an beiderlei Geschlechtern von Bisexualität. Wenn Personen keine emotionelle und/oder sexuelle Anziehung gegenüber anderen Menschen verspüren oder einfach nicht sexuell interagieren, spricht man von Asexualität.

Sexualpräferenz


Als „Sexualpräferenz“ fasst man weitere Neigungen oder Vorlieben bezüglich Partner, Praktiken oder Sexualobjekte zusammen. Gilt das altersmäßige Interesse überwiegend präpubertären Kindern nennt man es Pädophilie. Dies ist nicht mit sexuellem Missbrauch gleichzusetzen, denn nur 12 bis 20 % der Straftäter sind pädophil,3 die meisten sind nicht-pädophile Erwachsene. Liegt das Interesse bei Pubertierenden spricht man von Hebephilie, bei Jugendlichen von Neoterophilie, werden sehr viel ältere Menschen bevorzugt, wird es als Gerontophilie bezeichnet. Die Sexualität kann mit nur einem Partner (Monogamie) oder mit mehreren Partnern (Promiskuität) gelebt werden. Tabuisiert sind sexuelle Handlungen mit Tieren (Zoophilie) und mit Toten (Nekrophilie). Darüber hinaus existiert eine Vielzahl sogenannter Paraphilien.

Sexualverhalten


In einer repräsentativen Befragung wurde das Sexualverhalten von 2.524 Menschen in Deutschland untersucht, die mindestens 14 Jahre alt waren.4 Die Daten wurden auf die deutsche Bevölkerung standardisiert. Hierbei gaben 83 % der Männer und 78 % der Frauen an, bisher nur gegengeschlechtliche Sexualkontakte gehabt zu haben, 5 % der Männer bzw. 8 % der Frauen hatten gleichgeschlechtliche Sexualkontakte. Mindestens einmal Vaginalverkehr im bisherigen Leben hatten 88 % der Männer und 89 % der Frauen, mindestens einmal passiven Oralverkehr 56 % der Männer und 48 % der Frauen, aktiven Oralverkehr 51 % der Männer und 45 % der Frauen. Mindestens einmal aktiver Analverkehr wurde von 19 % der Männer angegeben, passiver Analverkehr von 4 % der Männer und 17 % der Frauen. Für das Jahr vor der Befragung gaben die Männer im Mittel 32,7-mal Vaginalverkehr an, Frauen 25,2-mal. In dieser Zeit hatten Männer im Mittel 13,6-mal aktiven Oralverkehr, Frauen 8,7-mal (davon 1,4-mal bei Männern, 7,3-mal bei Frauen). Jemals sexuellen Verkehr neben der festen Partnerschaft hatten 21 % der Männer, 15 % der Frauen, mit im Mittel 3,7 anderen Partnern. Neben der aktuellen festen Partnerschaft wurden Außensexualkontakte von 8 % der Männer und 6 % der Frauen angegeben, bei den Männern mit im Mittel 4,0 Prostituierten (dies wurde für Frauen nicht erfasst). Über die bisherige Lebenszeit hatten Männer im Mittel 10,2 verschiedene Sexualpartner, Frauen im Mittel 5,5 Partner.

Physiologische Prozesse während Sex und Erregung



Sexuelle Appetenz


Sex wird in der Psychologie als Appetenzverhalten gewertet, dessen treibende Kraft der Sexualtrieb, auch Libido genannt, ist. Solange keine sexuelle Befriedigung erfahren wird, baut sich „sexuelle Appetenz“ (vgl. Appetit) auf, der Wunsch nach sexueller Betätigung wird verstärkt (siehe auch Sexuelle Appetenzstörung).
Physiologisch betrachtet ist die Libido abhängig von der Produktion der Sexualhormone, also Testosteron bei Männern und Östrogen bei Frauen. Viele Frauen berichten von Schwankungen der Libido im Laufe des weiblichen Zyklus.
Sexuelle Erregung ist zunächst eine Reaktion des limbischen Systems im Gehirn auf bestimmte sensorische Reize, die unwillkürliche körperliche Reflexe zur Folge haben können, die dann vielleicht zur Einleitung des Paarungsverhaltens führen.5

Reaktionszyklus beim Sex


Der Ablauf der Vorgänge beim Sex – mit oder ohne Partner oder Partnerin – wird sexueller Reaktionszyklus genannt und meist in vier Phasen eingeteilt:5
  1. Während der Erregungsphase steigen Puls und Blutdruck an: Der sex flush setzt ein. Bei der Frau schwellen Klitoris, Schamlippen und Brustwarzen an, beim Mann der Penis. Diese Erektionen sind ein natürlich ablaufender Vorgang bei sexueller Erregung, der durch die Anstauung des Blutes in den dazugehörigen Schwellkörpern dieser Organe (allerdings nicht bei den Brustwarzen) hervorgerufen wird. Sie wird normalerweise durch das Erektionszentrum im unteren Rückenmark ausgelöst, etwa durch reflektorische mechanische Reizung, erotische Gedanken, erotisierende sinnliche Wahrnehmungen oder Vorstellungen, natürlich auch direkt durch fremde Liebkosung oder eigene Manipulationen. Gleichzeitig ist die Erektion beim Mann eine der Voraussetzungen für die Penetration, das heißt, den Koitus, obwohl ein aktives und erfülltes Liebesleben auch ohne eine solche möglich ist.5
  2. Während der Plateauphase wird einige Zeit lang ein individuell unterschiedliches Erregungsniveau gehalten, wobei die Muskelanspannung intensiviert wird und Puls und Blutdruck weiter ansteigen. Die äußeren Schamlippen der Frau schwellen an und ein vaginales Transsudat, das Vaginalsekret tritt aus; die Bartholinschen Drüsen geben ihre klare Flüssigkeit erst spät in dieser Phase ab, während Männer ein Sekret aus den Cowperschen Drüsen absondern.5
  3. In der dritten Phase, dem Orgasmus, wird die Lust für einige Sekunden am stärksten empfunden. Die Durchblutung der Haut erhöht sich auf ein Maximum, die Frequenz des Herzschlags kann sich verdoppeln, der Blutdruck steigt und die Atmung beschleunigt sich, was sogar zu einem kurzen Bewusstseinsverlust führen kann. Währenddessen kommt es zu unwillkürlichen, rhythmischen Muskelkontraktionen in der Genital- und Analregion.5
  • Ein durchschnittlicher Orgasmus der Frau besteht aus etwa 5 bis 15 Muskelkontraktionen der „orgastischen Manschette“, das sind einige Muskeln im Unterleibsbereich. Dabei kann manchmal bei der weiblichen Ejakulation eine klare Flüssigkeit aus dem G-Punkt-Drüsenzentrum (Prostata feminina) abgegeben werden. Viele Frauen haben eine langsamere und flachere Erregungskurve als Männer und benötigen daher mehr Zeit, um einen sexuellen Höhepunkt erreichen zu können.5
  • Der Mann stößt beim Orgasmus mit der Ejakulation dank koordinierter Kontraktionen des Nebenhodengangs, des Samenleiters, der Bläschendrüse, Prostata und Harnröhre sowie mithilfe der Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur in der Regel etwa zwei bis sechs Milliliter Sperma aus. Orgasmus und Ejakulation können jedoch auch unabhängig voneinander auftreten.5
# Die letzte Phase ist die Refraktärperiode, in der nach dem sexuellen Höhepunkt Erektionen zurückgehen und sich die Herz-Kreislauf-Funktion wieder normalisiert. Dies geschieht bei der Frau in der Regel erheblich langsamer als beim Mann. Es kommt bei Männern oftmals zur postkoitalen Müdigkeit. Die meisten Männer brauchen dann einige Minuten oder auch erheblich länger (mit zunehmendem Alter auch mehrere Tage), bis sie den sexuellen Reaktionszyklus wiederholen können.5

Biologische Funktion


Als evolutionärer Grund für die sexuelle Reproduktion werden Fitnessvorteile gegenüber der ungeschlechtlichen Vermehrung als sehr wahrscheinlich angenommen. Die Durchmischung der Gene würde demnach zum Beispiel eine Reduktion des Risikos nachteiliger Mutationen sowie die Reduktion der Anfälligkeit für Infektionskrankheiten bewirken.6
Bei Säugetieren ist die häufigste sexuelle Praktik der vaginale Geschlechtsverkehr – meist in der a-tergo- oder „Missionarsstellung“. Auch oraler Kontakt mit den Geschlechtsteilen und dem Afterbereich des Partners sowie homosexuelle Praktiken kommen vor.

Sex und Gesundheit



Verhütung


Als „Verhütung“ kann die Verhinderung einer Empfängnis, andererseits auch die sexualhygienische Prophylaxe von Krankheiten verstanden werden.
Das wichtigste Verhütungsmittel ist das Kondom, welches normalerweise aus einer Latex-Hülle besteht, die über den erigierten Penis abgerollt wird, um sowohl Schwangerschaften als auch die Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten zu vermeiden. Kondome für Frauen – Femidome und Lecktücher – haben noch keine weite Verbreitung gefunden. Bei richtiger Anwendung ist die Sicherheit eines Kondoms sehr hoch, wenn auch nicht so sicher wie hormonelle Verhütungsmittel; es ist jedoch das einzige Verhütungsmittel, das auch eine Ansteckung mit HIV, Gonorrhoe und Hepatitis B weitgehend verhindern kann.
Das bekannteste Mittel zur Verhütung einer Schwangerschaft ist die Antibabypille („die Pille“), die seit 1960 in den Industrienationen am häufigsten als Kontrazeptivum verwendet wird. Das regelmäßig oral einzunehmende Hormonpräparat, das die weiblichen Hormone Östrogen und Gestagen enthält, bietet bei korrekter Anwendung einen sehr hohen Schutz. Die Hormone unterdrücken die Eireifung, die Ovulation, und verschließen die Gebärmutter gegenüber Spermien, indem dem weiblichen Körper sozusagen eine Schwangerschaft vorgetäuscht wird. Ein Schutz vor Ansteckung mit Krankheiten, insbesondere AIDS, ist durch die Pille nicht gegeben und wird nur durch die zusätzliche Benutzung eines Kondoms erreicht.
Darüber hinaus existieren eine Vielzahl weiterer Verhütungsmethoden und Verhütungsmittel.

Sexuell übertragbare Krankheiten


Jene Krankheiten, die vorwiegend durch sexuelle Aktivitäten übertragen werden und mit denen sich die Venerologie beschäftigt, nennt man sexuell übertragbare Krankheiten. Die Ursache für diese Krankheiten sind Infektionen durch Einzeller, Bakterien oder Viren. Die in früherer Zeit weit verbreiteten „klassischen Geschlechtskrankheiten“ wie die Syphilis, Gonorrhoe („Tripper“), Lymphogranuloma venereum („venerische Lymphknotenentzündung“) und Ulcus molle (der „weiche Schanker“) sind heute in ihrer Bedeutung zurückgetreten. Die größte Gefahr geht von AIDS/HIV, Hepatitis B, Herpes genitalis, Chlamydien- und Trichomonaden-Infektionen sowie verschiedenen humanen Papillomviren aus, die unter anderem das Zervixkarzinom bei der Frau, aber auch „gutartige“ Tumoren wie Feigwarzen auslösen können.
In ganz Europa wird eine drastische Zunahme aller Geschlechtskrankheiten festgestellt, da inzwischen weite Bevölkerungsteile glauben, dass diese Krankheiten ausgerottet seien. Da die HIV-Infektion noch immer als Randgruppenproblem betrachtet wird, verzichten viele Menschen leichtsinnigerweise auf den Schutz durch ein Kondom (siehe unten).
Da eine Ansteckung niemals zu 100 Prozent ausgeschlossen werden kann, stellen sexuell übertragbare Krankheiten ein unausweichliches Grundrisiko eines sexuell aktiven Menschen dar, das dieser akzeptieren muss. Der konsequente Gebrauch von Kondomen verringert dieses Risiko drastisch, jedoch wird die Hepatitis B auch bei sogenannten hochvirämischen Trägern durch Oralverkehr übertragen. Die Hepatitis-B-Impfung kann das Risiko einer Infektion mit Hepatitis B deutlich mildern. Jährlich sterben mehr Menschen an Hepatitis B als an allen anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen zusammengenommen.
Bei dem Verdacht einer möglicherweise erfolgten Ansteckung durch HIV steht für 24 Stunden nach dem Ereignis mit der postexpositionellen Prophylaxe ein nachträglich vorbeugender, aber auch sehr unsicherer Behandlungsversuch zur Verfügung, der mit der längerfristigen Einnahme von antiretroviralen Medikamenten einhergeht.

Auswirkung von Sex auf die psychische Gesundheit


Sexuelle Aktivität kann den Blutdruck und das allgemeine Stressniveau senken, unabhängig vom Alter. Es löst Spannungen, hebt die Stimmung und kann ein tiefes Gefühl der Entspannung hervorrufen, besonders in der postkoitalen Phase. Aus biochemischer Sicht verursacht Sex die Freisetzung von Endorphinen und erhöht den Gehalt an weißen Blutkörperchen, die das Immunsystem stärken. Der Einluss von sexueller Aktivität auf die Stressresistenz konnte in wissenschaftlichen Studien bestätigt werden: Versuchspersonen die in der vergangenen Nacht Sex hatten, konnten am nächsten Tag besser auf Stresssituationen reagieren, sie zeigten signifikant niedrigere negative Stimmung und Stress und höhere positive Stimmung. Wenn eine Person regelmäßig sexuell aktiv ist kann sie besser mit Stresssituationen zurechtkommen.7

Sexuelle Störungen


Die Sexualmedizin („Sexologie“), die eng mit der Sexualforschung verknüpft ist, beschäftigt sich mit der Erhaltung und Förderung der sexuellen Gesundheit. Teilgebiete sind, neben den Störungen der Geschlechtsidentität (Probleme mit der sexuellen Orientierung, Transsexualität) und des soziokulturell determinierten Sexualverhaltens (Paraphilien), vor allem die Bereiche der sexuellen Funktionsstörungen und der sekundären sexuellen Störungen. Letztere haben ihre Ursache in somatischen Primärerkrankungen wie Stoffwechselerkrankungen, Krebserkrankungen oder neurologischen Erkrankungen (zum Beispiel Multiple Sklerose).8
Zu den sexuellen Funktionsstörungen von Mann und Frau werden vor allem die erektile Dysfunktion, die Anorgasmie und der Vaginismus gerechnet.8
  • Die häufigste sexuelle Störung des Mannes ist der vorzeitige Samenerguss (lat. Ejaculatio praecox), wenn dieser unfähig ist, den Zeitpunkt der Ejakulation beim Geschlechtsverkehr selbst zu steuern. Die Ejaculatio praecox ist gekennzeichnet durch einen frühzeitigen Samenerguss, meistens kurz nach der Einführung des Penis in die Vagina, oft jedoch auch bereits davor, da bei diesen Männern bereits ein Erregungsniveau erreicht ist, in dem eine Kontrolle nicht mehr möglich ist. Etwa 20 Prozent aller Männer geben an, unter diesem Problem zu leiden. Bei der Behandlung von leichten Formen stehen etwa das Miteinbeziehen der Partnerin oder des Partners, die Minimierung des Erfolgsdrucks (zum Beispiel durch ein vorläufiges Verbot des Geschlechtsverkehrs) oder – bei jungen Männern – die verzögerte Ejakulation nach einem kürzlich vorangegangenen Orgasmus im Mittelpunkt.8
  • Die erektile Dysfunktion („Impotenz“) bezeichnet das langfristige Misslingen oder Erhalten der penilen Erektion. In der überwiegenden Mehrzahl ist dieses schwerwiegende Leiden organisch verursacht. Ursachen können Rauchen, Alkoholkonsum, Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Operationen oder Verletzungen am Schwellkörper sein. Potenzmittel wie Viagra, Levitra und Cialis können hier in bestimmten Fällen die Beschwerden und die psychische Belastung der Betroffenen lindern.8
  • Mangelnde Libido wird auch als Frigidität bezeichnet, die insbesondere durch eine Reihe von Krankheiten und als Nebenwirkungen von Medikamenten verursacht werden kann. Neben somatischen Krankheiten wie Leberzirrhose, Hypogonadismus, Eunuchismus oder Testosteronmangel des Mannes sind auch viele psychische und psychosomatische Erkrankungen wie Depressionen oder Anorexie für eine Libidominderung ursächlich. Gesteigerten Sextrieb verursachen manchmal eine Manie, eine leichte Hyperthyreose, eine Sexsucht und die Nymphomanie.8


Sex und Gesellschaft


In allen Gesellschaften sind sexuelle Kontakte mit moralischen Vorstellungen verbunden. Das gilt besonders für den Geschlechtsverkehr, der nicht zuletzt auch den Fortbestand einer Gesellschaft durch die Zeugung neuer Generationen leisten muss. Die Gesamtheit der sozialen Normen und Wertvorstellungen, die ebenso vom jeweiligen Volk und von der Kultur wie auch von der Gesellschaft und ihrer Epoche abhängig sind, wird als „Sexualmoral“, die Reflexion darüber wird als „Sexualethik“ bezeichnet.

Moralische Aspekte


Die Ethik der westlichen Gesellschaft ist nachhaltig durch den christlichen Glauben geprägt. Seit dem Mittelalter dominierten im westeuropäischen Raum die katholischen Institutionen, später auch andere christliche Kirchen die öffentliche Meinung von Sexualität. Freude an der Sexualität galt weithin als sündhaft, nur die im Sakrament der christlichen Ehe eingebundene Zeugung und Fortpflanzung wurde moralisch befürwortet und gefördert, wenngleich die Praxis anders ausgesehen haben mag. Nach einer Phase der bejahenden Einstellung zur Sexualität veränderte sich im 18. Jahrhundert die Einstellung durch die sich durchsetzende bürgerliche und protestantische Sexualmoral, verschiedene Verhaltensweisen sexueller Art galten als „krank“: Selbstbefriedigung wurde als gesundheitlich schädlich angesehen, ebenso die kindliche Sexualität. Mit der fortschreitenden Säkularisierung der westlichen Welt im 20. Jahrhundert fanden seitdem mehr und mehr sexuelle Aktivitäten und Verhaltensweisen Akzeptanz. Die Tabuisierung des Sexuellen ist jedoch oft bis heute wirksam: Öffentlich „zelebrierte“ sexuelle Tabubrüche, zum Beispiel im Fernsehen, sind hier ebenso ein Indiz wie die oftmals noch praktizierte Doppelmoral.
Die meisten Menschen, die in westlichen Gesellschaften aufgewachsen sind, können drei moralische „Mindestregeln“ für den Sex akzeptieren:
  • Die sexuellen Handlungen werden von den Sexualpartnern einvernehmlich vorgenommen, das heißt, jeder Partner stimmt diesen Handlungen in vollem Bewusstsein über die Konsequenzen und in freier Entscheidung – das heißt: ohne Zwang – zu. Die Sexualpartner müssen zudem ein Mindestalter (oft 14 oder 16 Jahre) erreicht haben.
  • Durch die sexuelle Betätigung sollten keine bleibenden körperlichen oder seelischen Schäden weder bei den Partnern noch bei Dritten hervorgerufen werden.
  • Durch die sexuelle Betätigung sollten nur dann Kinder gezeugt werden, wenn man die Verantwortung und die Pflichten, die damit einhergehen, voll zu übernehmen imstande ist.

Normative und kulturelle Unterschiede in der Sexualmoral bestehen bezüglich der formalen Beurteilung von Ehe, Sex vor und außerhalb der Ehe (Ehebruch), der Formen des Zusammenlebens (Monogamie, Polygamie, Polyamory, Polyandrie), der Haltung zur Prostitution, des Alters der Ehefähigkeit, der Zeiten und Ausführungen des Geschlechtsverkehrs usw. Weitgehende soziokulturelle Übereinstimmung besteht hingegen bezüglich der Ausübung des Geschlechtsverkehrs nur im Privaten, der Ächtung von Vergewaltigungen und dem Inzesttabu.

Rechtliche Konflikte


Die jeweiligen moralischen und/oder religiösen Vorstellungen finden sich regelmäßig auch in den entsprechenden rechtlichen Bestimmungen wieder. Weltweit gestattet ist der Geschlechtsverkehr zwischen Ehegatten, wobei schon bestimmte Sexualpraktiken dennoch verboten sein können. Generell sind auch Vergewaltigung und sexuelle Nötigung strafbar, in einigen Ländern wird hier noch weiter differenziert, so dass dort auch die Tatbestände sexuelle Handlungen mit Kindern (sexueller Missbrauch von Kindern) oder geistig Behinderten und anderen widerstandsunfähigen Personen bestehen. Sehr große Unterschiede in der rechtlichen Gestaltung bestehen beim Verkehr zwischen Unverheirateten, bei gleichgeschlechtlichem Sex sowie beim Beischlaf unter sehr nahen Verwandten (Inzest), bei dem belästigenden Exhibitionismus durch Männer, sexuellen Handlungen in der Öffentlichkeit („Erregung öffentlichen Ärgernisses“) und der Sodomie. Teilweise sind auch Handlungen verboten, die die Ausübung von geschlechtlichen Handlungen ermöglichen oder dulden (Kuppelei).

Deutschland


Hier sind gleichgeschlechtliche Handlungen und Kuppelei nicht mehr strafbar, die Sodomie seit 2013 jedoch nach einer Reform des Tierschutzgesetzes wieder grundsätzlich verboten, wird nun aber nur noch als Ordnungswidrigkeit geahndet. Es gilt der Grundsatz, dass alle sexuellen Praktiken und Formen gestattet sind, die im Einvernehmen zwischen den Beteiligten geschehen, soweit diese zustimmungsfähig und in der Lage sind, die Folgen zu überblicken. Kritisch sind dabei aber dennoch die Bereiche, bei denen es zu bleibenden Schäden kommen kann, da hier – trotz Einverständnisses – beispielsweise sämtliche Akte mit Todesfolge strafrechtlich relevant bleiben. Auch der Geschlechtsverkehr mit und zwischen Minderjährigen unterliegt Restriktionen. So sind sexuelle Handlungen mit Kindern unter 14 Jahren auch bei beidseitigem Einverständnis untersagt ().

Österreich


Der Geschlechtsverkehr ist nicht strafbar, wenn beide Partner 14 Jahre oder älter sind und wenn beide Seiten einwilligen. Außerdem ist der Geschlechtsverkehr 13-Jährigen erlaubt, solange der Altersunterschied zum Partner nicht mehr als drei Jahre beträgt. Bei sexuellen Handlungen, die nicht den Geschlechtsverkehr beinhalten, beträgt der erlaubte Altersunterschied vier Jahre. Geschlechtsverkehr unter homosexuellen Männern war bis August 2002 erst unter volljährigen Personen (vollendetes 18. Lebensjahr) erlaubt (§ 209 Strafgesetzbuch). Diese Diskriminierung von homosexuellen Personen wurde im Juni 2002 vom österreichischen Verfassungsgerichtshof aufgehoben, wobei der österreichische Nationalrat bereits zwei Wochen später mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ eine verfassungskonforme Nachfolgeregelung beschloss, die verschärfte Bedingungen für sexuelle Handlungen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren vorsieht und wegen ihrer nur ungenügend klaren Formulierung von den Oppositionsparteien als „Gummiparagraf“ kritisiert wurde (§ 207b Strafgesetzbuch). Die restlichen Regelungen sind ähnlich wie die Bestimmungen in Deutschland.

Schweiz


Sexuelle Handlungen mit Personen unter 16 Jahren sind strafbar, es sei denn, der Altersunterschied beträgt weniger als drei Jahre (Schweizerisches Strafgesetzbuch, Art. 187). Es wird nicht zwischen homo- und heterosexuellen Beziehungen unterschieden.

Sex und Sprache



Für alle Arten von Sex, auch für den Geschlechtsverkehr, hat sich auch umgangssprachlich eine Vielzahl von Ausdrücken eingebürgert.

Definition von „Sex haben“


Bei welchen Sexualpraktiken und unter welchen Umständen man „Sex hat“, unterscheidet sich individuell, wobei kulturelle Faktoren mitspielen, das Alter vor allem bei Männern und die sexuelle Orientierung. Das Geschlecht jedoch ist durchschnittlich nicht statistisch signifikant. Einzelne Untersuchungen gibt es dazu vor allem aus dem englischen Sprachraum, wo es um die Formulierung geht.
Die bekannteste Episode ist die Lewinsky-Affäre, als Monica Lewinsky beim damaligen Präsidenten Bill Clinton Oralverkehr praktiziert hatte und dieser Anfang 1999 sagte: Kurz darauf veröffentlichte das Kinsey-Institut eine schon 1991 durchgeführte Studie mit 599 Studenten aus 29 Bundesstaaten. Für 59 % der Teilnehmer fiel oral-genitaler Kontakt nicht unter die Bezeichnung „Sex haben“. Ebenso sahen es 19 % bei penil-analem Verkehr. Der daraus gezogene Schluss war, dass die Amerikaner verschiedene Ansichten über das Thema haben.12 Die Entscheidung, diese Studie zu diesem Zeitpunkt zu veröffentlichen, kostete George D. Lundberg, den Chefredakteur des Journal of the American Medical Association, den Job.13 In der Folge entstanden weitere Studien, meist mit Schülern und Studenten, manchmal auch mit jungen Erwachsenen, einige wurden als Tiefeninterviews oder offene Fragebögen durchgeführt. Bei einigen drehte es sich um Verlust der Jungfräulichkeit und Abstinenz.141516171819202122232425
Das Kinsey-Institut befragte für eine Anfang 2010 veröffentlichte Untersuchung 204 Männer und 282 Frauen zwischen 18 und 96 Jahren in Indiana per Telefon. Die Fragestellung war: Unter den Männern haben jene der jüngsten und der ältesten Altersgruppe generell signifikant öfter bestimmte Verhaltensweisen nicht als „Sex haben“ betrachtet, bei Frauen gab es keine signifikanten Altersunterschiede.2627
  • Als „Sex haben“ definierten 94,8 % penilen-vaginalen Verkehr ohne weitere Angabe, 93,3 % penilen-vaginalen Verkehr mit Kondom, 92,7 % penilen-vaginalen Verkehr ohne weiblichen Orgasmus, 89,1 % penilen-vaginalen Verkehr ohne männliche Ejakulation. Nur 77,3 % der ältesten Männergruppe (65+) betrachteten penilen-vaginalen Verkehr als Sex.
  • Durchschnittlich betrachteten 80,8 % penilen-analen Verkehr als Sex, 79,5 % penilen-analen Verkehr ohne männliche Ejakulation. Bei Männern in der jüngsten Altersgruppe (18–29) definierten es 77 % als Sex, bei Männern der ältesten Altersgruppe (65+) 50 % und bei Frauen der ältesten Altersgruppe 67 %.
  • 73 % betrachteten erhaltenen oral-genitalen Verkehr als Sex, 71 % gegebenen oral-genitalen Verkehr. Bei der jüngsten Männergruppe (18–29) betrachteten nur 40 % erhaltenen oral-genitalen Verkehr als Sex, und 33,3 % gegebenen oral-genitalen Verkehr, was beides in der nächsten Altersgruppe (30–44) auf über 80 % emporschnellt und bei fast 60 % in der ältesten Altersgruppe endet.
  • 48,1 % betrachteten empfangenen manual-genitalen Verkehr als Sex, 44,9 % gegebenen manual-genitalen Verkehr. In der jüngsten Männergruppe betrachten nur 16,7 % empfangenen manual-genitalen Verkehr als Sex, und gar nur 9,7 % gegebenen manual-genitalen Verkehr, was in der nächsten Altersgruppe beides auf über 50 % emporschnellt und bis zur ältesten Männergruppe auf um die 40 % zurückgeht.

Im Sommer 2010 wurde die nächste Studie veröffentlicht, für die 180 sich selbst als schwul identifizierende Männer zwischen 18 und 56 Jahren aus dem Vereinigten Königreich und 190 ebenso schwule Männer zwischen 18 und 74 Jahren aus den Vereinigten Staaten befragt wurden. Die Fragen wurden zwischen 2005 und 2007 auf Papier (UK) oder 2007 Online (US) beantwortet. Die Fragestellung war in UK: mit Verhaltensweisen und jeweils einer fünfstufigen Zustimmungsskala (bei der Zusammenführung dann zusammengefasst als: 1–2 Zustimmung, 3–5 keine Zustimmung). In den USA lautete die Frage mit einer Ja/Nein-Auswahl.2829
  • Fast alle definierten empfangenden penilen-analen Verkehr als „Sex haben“ (US: 96,3 %; UK: 94,9 %) ebenso wie gebenden penilen-analen Verkehr (US: 94,7 %; UK: 94,4 %)
  • Interessanterweise definierten weniger penilen-vaginalen Verkehr als Sex (US: 84,6 %; UK: 86,6 %).
  • Wie bei heterosexuell dominierten Umfragen wurden weitere Verhalten weniger oft als Sex angesehen. Bei den Daten unterschieden sich die Antworten für gebende und empfangene Aktivitäten bei den einzelnen Kategorien nicht wesentlich, bis auf die orale Bruststimulation in UK.
  • Britische Schwule geben bei einigen Aktivitäten signifikant öfter als amerikanische Schwule an, dass diese unter „Sex haben“ fielen: Bei gebender oral-genitale Stimulation (UK: 84,9 %; US: 71,6 %), empfangende oral-genitale Stimulation (UK: 84,2 %; US: 72,6 %), ausführende und bekommende orale Analstimulation (UK: 78,4 %; US: 61,2 %), ausführende und bekommende Stimulation mit Sexspielzeugen (UK: 77,1 %; US: 55 %) und ausführender und bekommender manueller Analstimulation (UK: 70,9 %; US: 53,4 %).
  • Bei den weiteren Aktivitäten gab es geringe Unterschiede: Manuelle Stimulation der Genitalien (aktiv: US: 50,5 %, UK: 47,5 %; passiv: US: 50,0 %, UK: 48,6 %), orale Stimulation der Brust (aktiv: US: 23,7 %, UK: 30,3 %; passiv: US: 21,6 %, UK: 19,0 %; dies ist die einzige Ausnahme, wo sich in den UK-Daten aktiv und passiv signifikant unterscheiden), manuelle Stimulation der Brust (aktiv: US: 19,5 %, UK: 21,2 %; passiv: US: 20,5 %, UK: 20,0 %) und intensives Küssen (US: 16,3 %; UK: 17,3 %).
  • Im Vergleich zu früheren Studien mit überwiegend heterosexuellen Teilnehmern tendieren Schwule öfter dazu manuelle, orale, anale Stimulation und jene durch Sexspielzeug in ihre Definition von „Sex haben“ aufzunehmen.

Dies zeigt, dass bei Anamnese der sexuellen Lebensgeschichte, in der Sexualforschung, bei Gesundheitsinformationen und bei der Sexualaufklärung verhaltensspezifische Begriffe verwendet werden sollten und nicht einfach der Euphemismus „Sex haben“.29 Denn dies beeinflusst die Anzahl der angegebenen Sexualpartner und die angegebene Häufigkeit sexueller Aktivität, was wichtige Informationen für Forscher, Gesundheitspersonal und Verhaltensspezialisten sind, etwa bei der Risikoeinschätzungen für Geschlechtskrankheiten.29 Auch sollten Forscher, Vortragende und Gesundheitspersonal vorsichtig sein und nicht ihre eigenen Definitionen von „Sex haben“ bei anderen automatisch voraussetzen.29 Kinsey beispielsweise fragte bei seiner Untersuchung von 1938 bis 1953 einzelne Sexualpraktiken, Orgasmen und Emotionen ab. Standardannahme war dabei, dass jeder alles gemacht hatte. War dem nicht so, musste verneint werden.

Siehe auch


  • Sex und Jugend: Pubertät, sexuelle Aufklärung, Sexualkunde, Sexualangst
  • Sex im Alter: Alterssexualität
  • Sex und Biologie: Geschlechtsmerkmal, Genetik
  • Sex und Gesellschaft: Freie Liebe, Sexuelle Revolution, Sex sells
  • Sex und Recht: Sexuelle Selbstbestimmung, Sexueller Missbrauch von Kindern, Sexueller Missbrauch von Jugendlichen
  • Mehr Infos zum Thema Sex: Sexualpraktik, , Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung


Literatur


  • Ruth K. Westheimer: Sex für Dummies. Was Sie schon immer über Sex wissen wollten. 3. Auflage. MITP, Bonn 2001, ISBN 3-8266-2947-7.
  • Jürgen Brater: Lexikon der Sex-Irrtümer. 500 intime Richtigstellungen von Aufklärung bis Zungenkuss. Ullstein, Berlin 2005, ISBN 3-548-36721-6.
  • Geoffrey Parrinder: Sexualität in den Religionen der Welt. Patmos, Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-69114-1. (Kulturell-religiöse Unterschiede beim Sex, Schwerpunkt in Asien, aber auch in Afrika, im Islam, Judentum und Christentum)
  • Michael Miersch: Das bizarre Sexualleben der Tiere. Ein populäres Lexikon von Aal bis Zebra. Eichborn, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-8218-1519-1. (Liebespraktiken, Balzrituale, skurrile Genitalien und verblüffendes Verhalten der Tiere.)
  • Thomas Hecken: Gestalten des Eros. Die schöne Literatur und der sexuelle Akt. Westdeutscher Verlag, Opladen 1997, ISBN 3-531-12901-5. (Darstellung von Sex in der abendländischen Literatur von früher bis heute.)
  • Judith Mackay: The Penguin Atlas of Human Sexual Behavior. Sexuality and Sexual Practice around the World. Penguin, New York 2000, ISBN 0-14-051479-1. (Verschiedene Sexpraktiken auf der Welt)

Siehe auch die Literaturhinweise im Artikel Sexualität

Weblinks


  • [http://www.loveline.de/ Informationen für Jugendliche und junge Erwachsene] bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
  • [http://www.lifeline.de/llspecial/special_sexualitaet/content-121031.html Artikelsammlung zum Thema Sex bei Lifeline]
  • [http://www.sexarchive.info/Home_DE/Startseite/startseite.html Magnus-Hirschfeld-Archiv für Sexualwissenschaft]


Einzelnachweise


1 G. Kockott: Sexuelle Deviationen, Paraphilien, Perversionen. In: Gerhardt Nissen, Herbert Csef, Wolfgang Berner, Frank Badura: Sexualstörungen: Ursachen - Diagnose - Therapie. Steinkopff, Darmstadt 2005, ISBN 978-3-7985-1547-5, S. 163–173.
2 Edmond J. Coleman, Walter O. Bockting: Masturbation as a means of achieving sexual health. Routledge, 2013, ISBN 978-0-7890-2047-5.
3 APA - American Psychological Association: Dangerous sex offenders. A task-force report. American Psychological Association, Washington, DC 1999.
4 Julia Haversath, Kathrin M. Gärttner, Sören Kliem, Ilka Vasterling, Bernhard Strauss, Christoph Kröger: Sexualverhalten in Deutschland. Deutsches Ärzteblatt 2017; Jahrgang 114, Ausgabe 33-34, Seiten 545–50; DOI: 10.3238/arztebl.2017.0545; https://www.aerzteblatt.de/archiv/192871/Sexualverhalten-in-Deutschland online
5 William H. Masters, Virginia E. Johnson: Human sexual response. Little, Brown & Co, Boston 1966, ISBN 0-923891-21-8.
6 Mark Ridley: Evolution. 3. Auflage. John Wiley & Sons, 2003, ISBN 1-4051-0345-0, S. 314–327.
7 Burleson, M. H., Trevathan, W. R., & Todd, M. (2007). In the mood for love or vice versa? Exploring the relations among sexual activity, physical affection, affect, and stress in the daily lives of mid-aged women. Archives of sexual behavior, 36(3), 357-368
8 Volkmar Sigusch: Sexuelle Störungen und ihre Behandlung. Georg Thieme Verlag, 2006, ISBN 3-13-158564-1.
9
10
11
12 S. A. Sanders, J. M. Reinisch. Would you say you "had sex" if...?. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.275-277.
13
14 Lisa Remez. Oral Sex among Adolescents: Is It Sex or Is It Abstinence?. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.298-304.
15 Laura M. Bogart, Heather Cecil, David A. Wagstaff, Steven D. Pinkerton, Paul R. Abramson. Is It „Sex?“: College Students Interpretations of Sexual Behavior Terminology. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.108-116.
16 Laura M. Carpenter. The Ambiguity of „Having Sex“: The Subjective Experience of Virginity Loss in the United States.. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.127-139.
17 Marian Pitts, Qazi Rahman. Which Behaviors Constitute „Having Sex“ Among University Students in the UK?. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.169-176.
18 Sandra L. Faulkner. Good Girl or Flirt Girl: Latinas' Definitions of Sex and Sexual Relationships. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.174-200.
19 Laura Carpenter. Virginity Lost: An Intimate Portrait of First Sexual Experiences. New York, NY. New York University Press. [Ohne Jahr]. ISBN 978-0-8147-1652-6.
20 Melina M. Bersamin, Deborah A. Fisher, Samantha Walker, Douglas L. Hill, Joel W. Grube. Defining Virginity and Abstinence: Adolescents' Interpretations of Sexual Behaviors. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.182-188.
21 Zoe D. Peterson, Charlene L. Muehlenhard. What is Sex and Why Does It Matter? A Motivational Approach to Exploring Individuals' Definitions of Sex. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.256-268.
22 Eileah C. Trotter, Kevin G. Alderson. University students' definitions of having sex, sexual partner, and virginity loss: The influence of participant gender, sexual experience, and contextual factors. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.11-29.
23 Robin G. Sawyer, Donna E. Howard, Jessica Brewster-Jordan, Melissa Gavin, Marla Sherman. "We Didn't Have Sex….Did We?" College Students Perceptions of Abstinence. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.46-55.
24 Gary Gute, Elaine M. Eshbaugh, Jacquelyn Wiersma. Sex for You, But Not for Me: Discontinuity in Undergraduate Emerging Adults’ Definitions of „Having Sex.“. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.329-337.
25 E. Sandra Byers, Joel Henderson, Kristina M. Hobson. University Students’ Definitions of Sexual Abstinence and Having Sex. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.665-674.
26 Stephanie A. Sanders, Brandon J. Hill, William L. Yarber, Cynthia A. Graham, Richard A. Crosby, Robin R. Milhausen. Misclassification bias: diversity in conceptualisations
about having ‘had sex’
. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.31-34.
27
28 Brandon J. Hill, Qazi Rahman, D.A. Bright, Stephanie A. Sanders. The semantics of sexual behavior and their implications for HIV/AIDS research and sexual health: US and UK gay men’s definitions of having ‘‘had sex’’. [Ohne Ort]. [Ohne Verlag]. [Ohne Jahr]. S.1245-1251.
29


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sex

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