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Wie würden Sie jemanden, der Ihre Organisation noch nicht kennt, diese in drei Sätzen beschreiben?
Wir sind überzeugt davon, dass ein Miteinander von Personen mit und ohne Behinderungen in allen Lebensbereichen eine persönliche Bereicherung für alle Menschen ist. Der Verein integration wien setzt sich seit 1986 nach dem Leitgedanken »Gemeinsam Leben - Gemeinsam Lernen - Integration Wien« für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft ein. Um die Rahmenbedingungen zu verbessern und Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen abzubauen, informieren wir seit unserer Gründung Institutionen, Stakeholder und Politiker:innen, formulieren Verbesserungsvorschläge, initiieren Gesetzesänderungen und vernetzen uns mit anderen Organisationen. Der Wunsch unserer Kund:innen nach einem selbstbestimmten Leben liegt uns am Herzen. |
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Welche Dienstleistungen bieten Sie in Ihrer Organisation an? Die Beratungsstelle ElternNetzwerk, ein Angebot von integration wien, bietet vertrauliche und kostenlose Beratung sowie längerfristige Begleitung. Wir veranstalten regelmäßig Elterntreffen, Diskussionsabende und Informationsveranstaltungen. integration wien ist Träger von folgenden: *) Beratungsstelle für (Vor-)Schulische Integrationen *) Beratungsstelle ElternNetzwerk *) Projekt P.I.L.O.T *) Freizeitassistenz *) Teilbetreutes Wohnen *) Wohnprojekte *) Role Models |
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Bieten Sie auch selbst Veranstaltungen an (Seminare, Workshops, Gruppen, Vorträge usw.)? Wir bieten regelmäßig ElternNetzwerkTreffen, Diskussionsabende und Informationsveranstaltungen für unsere Zielgruppe an. Bei Informationsveranstaltungen und Diskussionsabenden ist auch Fachpersonal herzlich willkommen. Auf Anfrage stehen wir auch Organisationen, Vereinen und Schulen für Vorträge zu unseren Themenbereichen zur Verfügung. |
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Was ist das Besondere in Ihrer Organisation? Wir arbeiten personenzentriert und versuchen stets individuelle Lösungen zu finden. |
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Seit wann besteht Ihre Einrichtung und was waren die wichtigsten Entwicklungen? Der Elternverein »Gemeinsam Leben - Gemeinsam Lernen - Integration Wien« ist 1986 aus einer Initiative von Eltern von Kindern mit und ohne Behinderungen sowie engagierten LehrerInnen entstanden, deren Ziel es war, für ein gemeinsames Aufwachsen und Leben ihrer Kinder und Jugendlichen ohne Aussonderung zu kämpfen. Kinder mit und ohne Behinderungen sollten miteinander heranwachsen sowie mit- und voneinander lernen können. Neben dem gemeinsamen Lernen schulischer Inhalte stellt die soziale Integration in der Schule und in der unmittelbaren Umgebung die zweite wesentliche Säule der Integration dar. Zum Zeitpunkt der Vereinsgründung wurde dem Thema Integration von Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft kaum Bedeutung beigemessen, es gab keine gesetzlichen Regelungen für eine gemeinsame Schule. Hier wurde von den Vereins- und Vorstandsmitgliedern wesentliche ehrenamtliche Grundlagenarbeit geleistet. Ein erstes unmittelbares Ziel nach Gründung des Vereins war es, die Möglichkeit des gemeinsamen Unterrichts von Kindern mit und ohne Behinderungen in der Regelschule zu erwirken. 1993 trat aufgrund des engagierten Kampfes von Eltern von Kindern mit Behinderungen und anderen interessierten Personen wie LehrerInnen, Eltern von Kindern ohne Behinderung die 15.SchOG-Novelle in Kraft, die den gemeinsamen Unterricht in der Volksschule rechtlich verankerte. Im Jahr 1997 erfolgte mit der 17.SchOG-Novelle die gesetzliche Verankerung des gemeinsamen Unterrichts in der Sekundarstufe I (Haupt- und Mittelschulen, sowie Unterstufe von Allgemeinbildenden Höheren Schulen). Das bedeutet, dass Eltern seither wählen können, ob sie ihr Kind in einer Integrationsklasse oder in einem Sonderpädagogischen Zentrum/Sonderschule beschulen lassen. Aus heutiger Sicht sind diese Schritte als Meilenstein für einen selbstbestimmten Weg in Richtung Teilhabe an der Gesellschaft zu betrachten. Doch obwohl bereits viele Dinge erkämpft und verbessert wurden, gibt es nach wie vor zahlreiche Herausforderungen und Probleme, denen sich der Verein in Zukunft stellen muss und will. Als ein Beispiel sei hier die Forderung nach der Fortführung der schulischen Integration in der Sekundarstufe II (Allgemein- und Berufsbildende Mittlere und Höhere Schulen) genannt. Von der Grundhaltung ausgehend, dass Integration unteilbar und nicht auf einzelne Bereiche des Lebens zu reduzieren ist, tritt der Verein »Gemeinsam Leben - Gemeinsam Lernen - Integration Wien« gegen jede Form der Aussonderung von Menschen mit Behinderungen ein. Die intensive Auseinandersetzung mit den Anliegen von Menschen mit Behinderungen führte über konkrete »Einzelfallarbeit« zur Schaffung von heute bereits etablierten Angeboten wie z.B. die Beratungsstelle für (Vor-)Schulische Integration, Arbeitsassistenz, Clearing etc. In dieser Hinsicht wurden vom Verein elementare Vorarbeiten für wichtige Aktivitäten für Menschen mit Behinderungen geleistet. Der Vereinsvorstand besteht zum größten Teil aus Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen. Die eigene Betroffenheit der Vorstandsmitglieder und die somit gegebene Nähe zu den Bedürfnissen und Themen stellt nach wie vor die wesentliche Grundlage für alle Tätigkeiten des Vereins dar. Trotz zunehmender Angebotspalette für Menschen mit Behinderungen ist festzustellen, dass immer noch Bedarf an Einzelfalllösungen gegeben ist, der durch die bestehenden Stellen nicht abgedeckt werden kann. |
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Hat Ihre Einrichtung einen Leitspruch oder ein Leitbild? Menschen mit Behinderung gehören zu unserer Welt, sie sollen in allen Lebensbereichen dieselben Entfaltungschancen haben wie Menschen ohne Behinderung. Selbstbestimmung über die Lebensführung, die Bildung, den Berufsweg und die Freizeitgestaltung braucht gezielte Unterstützung, die von der Gesellschaft in adäquater Form zur Verfügung gestellt werden muss. iwi steht Menschen mit Behinderung bei der Inanspruchnahme und gegebenenfalls bei der Forderung nach solchen Unterstützungsleistungen zur Seite. Alle Formen der Aussonderung sollen durch integrierende und inklusive Formen ersetzt werden. iwi tritt ein für eine Gesellschaft, in der Menschen mit Behinderung willkommen sind und eine Bereicherung darstellen. iwi tritt für die Gleichstellung und das Zusammenleben von Menschen mit Behinderung mit allen BürgerInnen des Landes in allen Lebensbereichen ein. iwi regt gezielte Unterstützungsmaßnahmen an, zeigt Lücken im Versorgungsangebot auf und stellt mit Expertisen klar, welche Maßnahmen zur erfolgreichen Umsetzung von Integration in das Gesellschaftsleben erforderlich sind. Über das bereits vorhandene Angebot erhalten Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen bei iwi Beratung, um es optimal nutzen zu können. Die Erfahrung zeigt, dass von gelungener Integration von Menschen mit Behinderung alle Beteiligten profitieren. Daher unterstützt iwi solche Modelle, hebt best practice Beispiele hervor, und macht sie als Vorbilder bekannt. Gesetzliche Vorhaben der Bundesregierung und der Landesregierungen sowie interne Regelungen aller relevanten Behörden und Körperschaften werden von iwi auf ihre Tauglichkeit zur Erreichung des Zieles der Integration überprüft und erforderlichenfalls kommentiert. Dazu beteiligt sich iwi auch am öffentlichen Diskurs in den Medien. Zur erfolgreichen Durchführung bedarf es auch finanzieller Mittel, um die Arbeitsvorhaben mit geschultem Personal durchführen zu können. Dazu schließt iwi Verträge mit Geldgebern, die ihrerseits an einer fachgerechten und zielorientierten Beratung von Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen Interesse haben. iwi wird diese Mittel ausschließlich für die genannten gemeinnützigen Zwecke verwenden und ist nicht auf Gewinn gerichtet. |
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Welche laufenden Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen gibt es für Ihre MitarbeiterInnen? Unsere Mitarbeiter*innen können jährlich aus vielfältigen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen auswählen. |
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Arbeiten Sie mit Expert*innen aus anderen Berufsgruppen zusammen (Ärzt*innen, Therapeut*innen, Berater*innen, Beratungsstellen)? Die Kooperation mit Fachkräften, Behörden, Schulen und vielen anderen ist uns ein großes Anliegen. In der Beratung und Begleitung unterstützen wir unsere Kund*innen u.a. bei der Kontaktaufnahme mit verantwortlichen Organisationen und Angeboten. |